Der „Ernstfall“ wird zum Ausgangspunkt für eine Talkshow. Geladen sind vom eloquenten Moderator, der Wissenschaftler, die Ärztin, die Schauspielerin, der Schriftsteller und das Opfer.Spekulationen, Betroffenheitsreflexe, Befindlichkeiten. Die Zone wird zum gefühlig, geschwätzigen Spiegel einer gelangweilten Wohlstandsgesellschaft.
Die Zone
Inszenierung nach Motiven von "Stalker" / Tarkowski 2006
presse
So zugespitzt darf es auf der Theaterbühne formuliert sein,dass man schon nach fünf Minuten nicht mehr weiß, ob das, was man da gerade als Zuschauer erfährt, einfach grotesk ist oder glaubwürdig.Wie reagiert eine schlecht informierte Masse bei einer Katastrophe,wo landen wie welche Informationen?Welche Mechanismen bieten Ersatz für den unvollkommenen bis dilletantischen Umgang mit der Gefahr - Religion,Wissenschaft, Drama? Nehmen wir letzteres an und begeben uns in eine inszenierte Talkshow, die natürlich auch den Titel "Die Zone" trägt; der Aspekt der Vermarktung einer Katastrophe war Tarkowski eher in einem bescheideneren Sinn bewusst...So gut imitieren die Darsteller ihre Stereotypen aus der medialen Realität,ein echter falscher Techniker,der ständig die Mikrophone überprüft, besorgt den Rest.Zentral positioniert sich in der in komischen Schutz-Plüsch-Stiefeln losziehendenSchicksalsgemeinschaft die Frage nach der Moral, während drinnen der Zuschauer parallel mit grausigen Meldungen aus anderen,realen Krisengebieten ins Kreuzfeuer genommen wird.Die Meinings zeigen auch an diesem Punkt wieder, dass der Multimedia-Einsatz bei ihnen immer auf mindestens zwei bis drei Ebenen stattfindet, inhaltlich ineinander verschränkt und niemals eindimensional als notwendiges, modernes
Inszenierungsübel,wie man es andernorts immer noch so gern verleidet bekommt. Wie stehe ich zum Leid anderer? Wie gehe ich mit der Entfernung einer Katastrophe um? Fräulein Opfer bekommt angesichts dieser Zwickmühle einen Lachkrampf,der vom Kosovo bisin den Irak reicht. Welches Leid bevorzuge ich? Mich?Der Moderator rekapituliert abschließend die gesehenen Schrecken, als sei alles nur Theater gewesen,und der Schriftsteller meldet angesichts der aufbrausenden Aussage, man sei doch ein Mensch und kein Tier,ernsthafte Zweifel an. Den Gegenbeweis liefert schließlich das Publikum selbst, das sich angesichts des noblen Premierenbuffets, das eigentlich auch Teil des Stückes ist, vor eine letzte, bissige moralische Frage an diesem Abend gestellt sieht. Erstaunlich, wie schnell diese entschieden ist. Inszenatorisch das Tüpfelchen auf dem I.
Dresdner Neueste Nachrichten
Inszenierungsübel,wie man es andernorts immer noch so gern verleidet bekommt. Wie stehe ich zum Leid anderer? Wie gehe ich mit der Entfernung einer Katastrophe um? Fräulein Opfer bekommt angesichts dieser Zwickmühle einen Lachkrampf,der vom Kosovo bisin den Irak reicht. Welches Leid bevorzuge ich? Mich?Der Moderator rekapituliert abschließend die gesehenen Schrecken, als sei alles nur Theater gewesen,und der Schriftsteller meldet angesichts der aufbrausenden Aussage, man sei doch ein Mensch und kein Tier,ernsthafte Zweifel an. Den Gegenbeweis liefert schließlich das Publikum selbst, das sich angesichts des noblen Premierenbuffets, das eigentlich auch Teil des Stückes ist, vor eine letzte, bissige moralische Frage an diesem Abend gestellt sieht. Erstaunlich, wie schnell diese entschieden ist. Inszenatorisch das Tüpfelchen auf dem I.
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